Wirtschaftsgeschichte Chiles

Weinbau in Chile

Die Wirtschaftsgeschichte Chiles wird in ihrer frühen Phase als fortdauernder Anpassungsprozess an die natürlichen Gegebenheiten eines Landes mit extrem unterschiedlichen Klimazonen und daher auch überaus stark divergierender Flora und Fauna aufgefasst, was auf kleinem Raum verschiedenste Kulturen der Jäger und Sammler, dann der Fischer und Ackerbauern hervorbrachte. Die Wirtschaft Chiles hat sich im Laufe der Zeit gewandelt von den heterogenen Wirtschaftsweisen der verschiedenen indigenen Völker über eine an den Bedürfnissen Spaniens ausgerichteten Kolonialwirtschaft zu einer Wirtschaft mit Schwerpunkt auf Rohstoffgewinnung und -export, der im Laufe der 1930er Jahre eine Industrialisierung gelang. Chiles jüngste Wirtschaftsgeschichte steht im Mittelpunkt einer intensiven Debatte, in deren Verlauf Neoliberalismus seine moderne Bedeutung erlangte.

Die Gesellschaften Chiles basierten in der präkolumbischen Zeit auf Fischer- und Bauernkulturen im Norden und Jägerkulturen im kargen Süden. Ab dem 16. Jahrhundert erzwang die spanische Kolonisation die ökonomische Einbeziehung in das Habsburgerreich. Mit den spanischen Haziendas wurde der Grundstein für den Chile jahrhundertelang ökonomisch und politisch dominierenden Großgrundbesitz und die Masse nahezu rechtloser Landarbeiter gelegt. Das Handelsmonopol der Krone wurde bereits im 18. Jahrhundert durch Schmuggler ausgehöhlt, endete formell aber erst 1810 mit der Unabhängigkeit Chiles. Die chilenische Wirtschaft erlebte verschiedene Zyklen. Im 17. Jahrhundert war die Rinderzucht der wichtigste Wirtschaftszweig, im 18. Jahrhundert der Weizenanbau. Von 1873 bis 1914 wirkten sich Aufstieg und Verfall der Chilesalpeter-Produktion maßgeblich auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Danach wurde der Kupferbergbau zum dominierenden Wirtschaftszweig.

Durch den scharfen Einbruch des Welthandels infolge der Weltwirtschaftskrise und des nachfolgenden Zweiten Weltkriegs erfolgte in den 1930er und 1940er Jahren eine importsubstituierende Industrialisierung. Nach der Normalisierung des Welthandels wurde diese Strategie in den 1950er und 1960er Jahren mit wechselnder Intensität weiterverfolgt und an den Empfehlungen der Strukturalisten ausgerichtet.

Als erstes Land erlebte Chile von 1973 bis 1982 eine radikale Wende in der Wirtschaftspolitik hin zum Wirtschaftsliberalismus der New Right (verbreitet als Neoliberalismus bezeichnet),[1] vor allem durch Liberalisierung des Außenhandels, Privatisierung, Deregulierung und Abbau des (rudimentären) Sozialstaats. Eine graduelle Kurskorrektur erfolgte 1983–1990 mit der Wende zum „pragmatischen Neoliberalismus“. Seit der Redemokratisierung 1990 erfolgte zudem eine Kurskorrektur in der Sozialpolitik.

  1. Anil Hira: Ideas and Economic Policy in Latin America. Praeger Publishers, 1998, ISBN 0-275-96269-5, S. 14.

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